General Manager Wanke im Interview
2009-11-13Boston, MA - Nach der turbulenten Zeit mit UFA-Phase und Verpflichtung einer neuen Nummer Eins fand General Manager Wanke ein wenig Zeit, um mit uns über Gegenwart und Zukunft der Bruins zu reden.
The Boston Globe: Herr Wanke, sie sind nun seit fast genau einem Jahr der starke Mann der Bruins. Wie gefällt es ihnen in Boston?
Björn Wanke: Mir gefällt es sehr gut. Boston ist eine schöne Stadt. Man kann hier ohne Probleme gut einkaufen gehen. Die vielen Grünflächen sind ideal für mich und meine Familie. Gerade für mich zum abschalten sehr wichtig.
The Boston Globe: Letzte Saison wurden die Stimmen gegen sie ein wenig laut. Das selbst gesteckte Ziel, die Playoffs, wurden nicht erreicht. Was sagen sie dazu?
Björn Wanke: Sicher war es für uns enttäuschend, knapp vor dem Ziel zu scheitern. Wir hatten eine gute Vorbereitung, waren bestes Team. Doch wer nach 82 Spielen nicht die nötigen Punkte holt, hat es nicht verdient Playoffs zu spielen. Das habe ich der Mannschaft auch ganz klar mitgeteilt. Ich denke, sie haben daraus gelernt und werden kommende Saison einiges besser machen. Das allerdings Kritik an mich und meine Arbeit herangetragen wurde, kann ich so nicht bestätigen.
The Boston Globe: Einige wenige Fans forderten allerdings schon ihren Rauswurf.
Björn Wanke: Das ist Quatsch. Wir haben Claude Julien entlassen, weil seine Art nicht mit unseren Spielern zurecht kam. Wir haben Spieler wie Kessel und Wideman abgegeben. Und unter Bob Hartley ist unser Spiel auch besser geworden. Das hat jeder gesehen und wir haben auch entsprechende Anerkennung erhalten. Das manche Fans unzufrieden waren, kann ich verstehen. Doch man sollte auch an die Vernunft appellieren und sagen können: ok, es kann nicht jedes Spiel gewonnen werden.
The Boston Globe: In der Sommerpause hat es einen großen Schnitt gegeben. Tim Thomas hat in Philadelphia unterschrieben. Marc Savard geht in Zukunft in Detroit auf Torejagd und Kapitän und Publikumsliebling Zdeno Chara wird in Zukunft bei den Columbus Blue Jackets den Gegnern Angst einjagen. Gerade der Wechsel von Big Z stieß ebenfalls bei den Fans sauer auf.
Björn Wanke: Bitte vergessen sie nicht, wen wir als Gegenwert erhalten haben. Ryan Miller wird einer der besten Torhüter der Liga sein. Vielleicht noch nicht diese Saison. Ryan kommt aber in ein Alter, in dem man zu Höchstleistungen seiner Karriere gelangt. Tim war über dies schon hinaus. In der Verteidigung haben wir zwar keinen Haudegen wie Chara erhalten, doch Commodore steht in der Defensive sehr gut. Und um das Angriffsspiel anzukurbeln haben wir Connolly. Mike und Tim werden unser Spiel deutlich flexibler und beweglicher machen. Zudem sollte man nicht die lange Verträge der drei vergessen. Dies war bei Thomas, Chara und Savard nicht der Fall. Zudem haben wir auch zusätzliche Gelder durch die Trades erhalten.
The Boston Globe: War die finanzielle Lage derart schwierig, das die Trades unumgänglich waren?
Björn Wanke: Ja.
The Boston Globe: Warum? Wenn man den Salary Cap beobachtet, haben sie kommende Saison gerade einmal eine Million weniger Cap Hit als letzte Saison.
Björn Wanke: Wir hatten mit den Playoffs fest gerechnet. Das waren Einnahmen, mit der die Mannschaft der letzten Saison komplett finanziert geworden wäre. Sicherlich hätte man mit diesem Kader auch in die neue Saison starten können. Doch das wäre unverantwortlich gewesen, denn es war abzusehen, das wir in Liquiditätsengpässe geraten wären.
The Boston Globe: Heißt das, dass sie auch kommende Saison wieder auf Messersschneide tanzen?
Björn Wanke: Das kann ich nicht komplett ausschließen. Klar ist, das wir die Playoffs erreichen müssen. Bedenken wir aber, dass wir auf den einzelnen Positionen besser aufgestellt sind als letzte Saison, so dürfte dies kein schwierigereres Unterfangen als letzte Saison werden. Wir haben diese Saison keine Probleme mehr mit der Einstellung des Teams. Das Team weiß, dass sie jetzt dran sind. Trainer Hartley hat unser vollkommstes Vertrauen. Und wir wissen, das er gut zu uns und der Mannschaft passt. Große Einschnitte wird es während der Saison hoffentlich nicht wieder geben.
The Boston Globe: Noch kurz: Was halten sie von den drei neuen Stützen Miller, Commodore und Connolly?
Björn Wanke: Wenn ich nicht von ihnen überzeugt wäre, hätte ich sie nicht verpflichtet.
The Boston Globe: Nun ihre Einschätzung. Wo werden die Bruins kommende Saison landen?
Björn Wanke: Ziel sind die Playoffs. Doch ich denke, dass die Mannschaft das Potential zum Erreichen des Conference-Finales hat. Ich wäre mit dem Halbfinale allerdings schon zufrieden. Freuen würde mich auch ein Playoff-Einzug der Providence Bruins.
The Boston Globe: Vielen Dank für die Zeit und offenen Worte!